Wenn ich davon erzähle, dass ich Clownin bin, dann stellen sich viele Menschen einen bunt gekleideten, lauten Spaßmacher mit großen Schuhen und geschminktem Gesicht vor. Aber meine Welt der Clownerie sieht anders aus. Sie ist geprägt von einer herzlichen, respektvollen und naiven Figur, die sich nach Liebe und Zuneigung sehnt. Einer Brückenbauerin, die es liebt in Begegnung zu gehen und zu berühren. Daher ist es mir in diesem Artikel wichtig, auf die oft gehörten Meinungen einzugehen und zu erzählen, wie ich zu diesen Punkten stehe. Vielleicht kann ich dir auf diese Weise, meine Art der Clownerie wieder ein bisschen näher bringen.
Rote Nase
Klischee: „Die rote Nase ist nur ein Accessoire.“
Die rote Nase ist das kleinste, aber kraftvollste Maskenelement. Sie ist ein Symbol dafür, dass man sich verletzlich zeigt und die Welt mit anderen Augen sieht. Für mich steht sie zusätzlich auch für Freiheit, Mut, Naivität und Leichtigkeit. Sie ermöglicht mir einen Perspektivenwechsel und einen gelasseneren Umgang mit Problemen.
Buntes Kostüm
Klischee: „Ein Clown muss schrill aussehen.“
Das Kostüm verstärkt eine Figur und bringt Charakterzüge zum Vorschein. Oft entsteht der Humor aber aus der Persönlichkeit und nicht aus der schrillen Farbe der Bekleidung. Ich selbst wähle für meinen Clown oft Vintagekleidung, bevorzugt Kleider, obwohl ich privat eher Hosen trage. In meinem Konstümfundus finden sich aber auch neuwertige, verspieltere Kleider, die ich normalerweise nicht tragen würde.
Große Schuhe
Klischee: „Der Clown ist ein Tollpatsch und trägt große Schuhe.“
Das Stolpern gehört sicher dazu, aber es erzählt eher vom Mut, Fehler zu machen und trotzdem weiterzugehen. „Aufstehen, Krone richten, weitergehen.“ Das trifft auch für den Clown zu. Ich selbst mag keine großen Clownschuhe. Ich bevorzuge normales Schuhwerk, aber passend zum jeweiligen Kostüm.
Schminke
Klischee: „Der Clown hat ein angemaltes Gesicht.“
Nicht jeder Clown arbeitet mit Schminke. Entscheidend ist nicht die Maske, sondern die Echtheit hinter der Figur. In der CliniClownerie arbeiten wir schon lange ohne Schminke. Und auch als Bühnen-, Begegnungs- und Schulclown bin ich ohne Schminke unterwegs. Meine Clownfotos (bis auf eine einzige Ausnahme, die ihr hier ganz oben im Beitrag seht) zeigen mich stets ungeschminkt, nur mit roter Nase. Umso mehr verwundert es mich, dass immer wieder Personen in meinem Umfeld vorschlagen, ich soll doch für Social Media einmal ein Video machen, wo ich zeige, wie ich mich schminke.

Nur lustig sein
Klischee: „Clowns sollen die Leute zum Lachen bringen. Clowns sind immer lustig.“
Clownerie ist nicht immer lustig, im Gegenteil. Sie kann auch traurig, poetisch, still oder nachdenklich sein. Ein guter Clown beherrscht das ganze Spektrum der Gefühle und zeigt nach außen, wie es in seinem Inneren gerade aussieht. Und vor allem in der Arbeit als CliniClown auf Palliativstationen darf auch gemeinsam geweint werden. Echte Gefühle schaffen Verbindung und das Ausdrücken der Emotionen kann oft sehr heilsam sein. Clownerie erlaubt es, die ganze Palette des Menschseins zu zeigen und dadurch ist es möglich, Leichtigkeit entstehen zu lassen.
Slapstick und Späße
Klischee: „Wasserblume, Torte ins Gesicht und Luftballontiere“
Clownerie ist mehr als das. Sie lebt vom Improvisieren und vom Reagieren auf den Moment. Humor entsteht aus Begegnung und nicht nur aus Gags. Clowns sind Brückenbauer und berühren durch ehrliche und respektvolle Momente des Miteinanders.
Nur für Kinder geeignet
Klischee: „Clowns gehören in den Zirkus oder auf Kindergeburtstage.“
Clowns sind für alle Altersgruppen da. Erwachsene entdecken oft ihre eigene Kindlichkeit wieder, wenn sie einem Clown begegnen.
Darüber hinaus spiegelt ein Clown dem Gegenüber:
- Gefühle – z.B. Freude, Trauer, Angst, Staunen … Alles darf gezeigt und angenommen werden.
- Unvollkommenheit – der Clown zeigt, dass Fehler und Scheitern menschlich und auch komisch sein können.
- Menschlichkeit – das ganze Spektrum des Daseins, von der Verletzlichkeit bis zur Stärke.
- Echtheit – der Clown kann nichts verstecken, er ist authentisch und genau das macht ihn berührend.
- Resonanz – das, was das Publikum gerade fühlt oder erlebt, wird vom Clown aufgegriffen und sichtbar gemacht.
- Gegenwärtigkeit – der Clown ist intensiv im Hier und Jetzt.
Meiner Meinung nach gehören Clowns überall hin: Auf die Bühne, in die Schulen, ins Krankenhaus, in Alten- und Pflegeeinrichtungen, auf Familienfeiern, in Firmen, sogar ins Wohnzimmer und überall dorthin, wo eine Portion Liebe und Leichtigkeit gerade gebraucht wird.
Musik und Krach
Klischee: „Clowns sind immer laut.“
Clowns machen nicht immer Krach. Sie können auch ganz still oder durch kleine Gesten berühren. Musik kann ein poetisches Element sein, das Geschichten trägt und Emotionen verstärkt. Ich selbst nutze sehr gerne meine kleine Ukulele und mein Kazoo und habe sehr viel Freude daran dazu das eine oder andere Liedchen zu trällern.





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